Hitze, Schweiß und Durst – der Sommer rückt immer näher – umso wichtiger, jetzt ausreichend Wasser zu trinken. Dabei ist es nicht immer notwendig, schwere Flaschen mit sich herumzutragen, Trinkbrunnen überall in der Hauptstadt sei Dank.
Tag und Nacht plätschern unerschöpflich Berlins Trinkbrunnen, auch wenn der letzte Späti bereits geschlossen hat. Im Gegensatz zu diesem erhält man das Wasser hier kostenlos bzw. vergesellschaftet auf Kosten des Landes Berlin.
Saubere Angelegenheit
Nun mag das Erfrischen an einem öffentlichen Brunnen eventuell Überwindung kosten beim Gedanken an Mensch und Tier, die durch unsachgemäßen Gebrauch Keime und Krankheiten etwa per Schmierinfektion an dortiger Stelle verbreiten könnten. Die Pressesprecherin der Berliner Wasserbetriebe, Astrid Hackenesch-Rump, weiß aber derartige Vorbehalte zu zerstreuen: „Der Wasserstrahl kommt aus einem Kugelkopf, dessen wasserführende Düse von maximal 4 Millimeter Durchmesser im Inneren geschützt ist. Da kommt keiner ran. Etwaige Keime werden durch den kontinuierlichen Wasserstrahl fortgespült.“
Durchrauschend
Diese Dauerspülung hat ihren Preis, denn ein Großteil des Wassers geht als Abwasser verloren. Die Pressesprecherin der Berliner Wasserwerke meint dazu: „Früher liefen durch einen Trinkbrunnen zwei Kubikmeter Wasser am Tag. Das konnten wir schon auf 1,4 bis 1,5 Kubikmeter verringern.“ Die Wasserbetriebe arbeiten an Alternativen, um dieses Wasser nicht ungenutzt in die Kanalisation ablaufen zu lassen. In einem Spandauer Pilotprojekt wird es in einer Mulde aufgefangen und zur Baumbewässerung genutzt. Gemeinsam mit dem Berliner Parkbetreiber Grün Berlin sollen weitere Trinkbrunnen mit angeschlossener Baumbewässerung realisiert werden.
Pitschnasser Kinderspaß
Auch die Pumpen von „Planschen“, also Wasserspielplätzen, sind ans Trinkwassernetz angeschlossen. Kein Problem also, wenn die Kinder direkt am Sandkasten ihren Durst stillen. „Wasserspielplätze fördern den Spieltrieb und den Entdeckerdrang. Aber wir haben eine dringende Bitte: Bei Trinkbrunnen, die gelegentlich in direkter Nähe zu Spielplätzen stehen, sollte kein Sand in den Abfluss gekippt werden, weil diese sonst verstopfen“, appelliert die Pressesprecherin.
Ursprung allen Wassers
Von April bis Oktober sprudeln die meisten Trinkbrunnen bei optimalen zwölf bis 14 Grad Wassertemperatur. Im Rahmen der Qualitätskontrolle werden die Brunnen alle zwei Wochen gereinigt und monatlich wird eine Laborprobe entnommen. Die winterliche Ruhe ist auf weniger Bedarf und Frostgefahr zurückzuführen. Woher kommt eigentlich das Grundwasser in Berlin? „Nun, Berlin liegt im Urstromtal. Das Trinkwasser stammt ausschließlich aus dem Grundwasser, das zu 70 Prozent vom Uferfiltrat von Spree und Havel herstammt und in neun Wasserwerken rund um die Stadt gepumpt wird“, erklärt die Wasserfachfrau. Die Trinkbrunnen funktionieren mit einem Wasserdruck von vier bis fünf Bar, weswegen in den Brunnen ein Druckverminderer, ein Ventil zur Verhinderung von Rückfluss und ein Abwasseranschluss installiert sind.
Nur optisch erfrischend
Im Gegensatz zu den Trinkbrunnen weisen an vielen Spring- und Zierbrunnen Plaketten darauf hin, dass das Wasser nicht trinkbar ist. „Die Wasserversorgung solcher Brunnen erfolgt oft zyklisch, pumpt also immer wieder das eigene Wasser. Natürlich muss auch hier von Zeit zu Zeit der Wasserverbrauch, etwa durch Verdunstung, ausgeglichen werden“, erklärt Hackenesch-Rump. Aktuell versorgen die Berliner Wasserbetriebe die Springbrunnen in sieben Bezirken, die restlichen Brunnen werden bis 2028 sukzessive übernommen. Basis dazu bildet ein Rahmenvertrag des Landes Berlin mit den Berliner Wasserbetrieben. Das Unternehmen kümmert sich um die Wartung und den Betrieb, größere Investitionen werden vom Land finanziert. Zuvor wurden die Zierspringbrunnen von privaten Unternehmen betrieben, die im Gegenzug dazu von den Bezirken Werbefläche zur Verfügung gestellt bekamen.
Örtliche Angelegenheit
Jährlich werden 15 neue Trinkbrunnen im gesamten Stadtgebiet gebaut. Voraussetzung für den Standort ist der nahegelegene Anschluss ans Trinkwassernetz der Berliner Wasserbetriebe. „Das ist der Grund, warum wir beispielsweise lange keinen Trinkbrunnen im Tiergarten oder anderen Parks errichten konnten. Meist fehlt dort das Leitungsnetz oder es gibt Leitungen, die nicht in unserer Verantwortung liegen und deren einwandfreien Zustand wir nicht garantieren können“, erklärt die Pressesprecherin. „Je weiter ein Brunnen von der nächsten Wasserleitung entfernt liegt, desto teurer wird er natürlich.“ Außerdem weist sie darauf hin, dass jeder Trinkbrunnen letztlich vom jeweiligen Bezirk genehmigt sein muss.
Für alle Fälle
Dabei stehen zwei Trinkbrunnen Modelle zur Verfügung, um sich den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort bestmöglich anzupassen. Sehr skulptural erscheinen die leuchtend blauen Trinkbrunnensäulen des Architekten Siegfried Kaiser. „Idee des Künstlers war es, auf der Brunnensäule den Weg des Wassers aus der Tiefe der Erde bis zum Verbraucher darzustellen. Auf fünf übereinanderliegenden Rohrstücken zeigen bildliche Darstellungen den Weg des Wassers vom Grundwasser zum Wasserwerk“, erklärt Astrid Hackenesch-Rump. Das zweite Modell ist der eher funktionale barrierefreie Bituma-Brunnen aus Kunststein. Noch im Straßenbild zu sehen ist außerdem das graue Modell des Berliner Designers Marcus Botsch. Dieser Brunnen wird jedoch aus Wartungsgründen aktuell nicht mehr aufgestellt.
Standorte der Brunnen
Auf der Internetseite der Berliner Wasserbetriebe findet man eine aktuelle Karte mit den Standorten der 200 Trinkbrunnen in Berlin. Dem nächsten Ausflug steht also nichts mehr im Weg.
Artikel-Teaserbild (oben): Berliner Wasserbetriebe