Produktsortiment von BitterLiebe

Wenn sich alles zusammenzieht

Ein Schluck, ein Bissen und der Mund zieht sich zusammen, die Haare stellen sich auf. Allzu oft hat man nicht mehr die Gelegenheit im Essen auf Bitteres zu stoßen. Es sei denn, man hilft nach. Lebensmittelmagazin.de hat mit dem Start-up BitterLiebe gesprochen.

Wenn die Schwiegermutter vor dem Abendessen zum Fläschchen greift, um sich dann ein paar Tröpfchen auf die Zunge zu träufeln, ist das kein Grund zur Besorgnis, sondern Folge des aktuellen Bitter-Trends. Beim Selbsttest der BitterLiebe-Tropfen kommt dann die Überraschung: Bämm! Alles zieht sich zusammen, die Raumtemperatur scheint um zehn Grad zu sinken und im zusammengekniffenen Mund sammelt sich der Speichel.

Eine Frage der Gewohnheit

„Das ist die natürliche Reaktion des Körpers, weil er Bitteres im Essen gar nicht mehr gewöhnt ist. Unsere Nahrung ist heutzutage in erster Linie süß und salzig“, sagt BitterLiebe-Gründer Jan Stratmann: „Ich erinnere mich, dass meine Oma noch Endiviensalat, der damals furchtbar bitter war, erst in Wasser einlegen musste, bevor man ihn mit Dressing angemacht genießen konnte.“ Wenn die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge bitter schmecken, sorgen sie dafür, dass vermehrt Körpersäfte wie Speichel, Magensäure und Gallensäfte produziert werden. Dadurch wird die Nahrung besser zersetzt und verdaut. Diesen Effekt machen sich Aperitifs wie beispielsweise Aperol oder Schnäpse und Liköre auf Kräuterbasis zu Nutze, die deswegen kurz vor dem Essen genossen werden. Außerdem ist der Gründer davon überzeugt: „Auf der Zunge ist bitter der Gegenpol zu süß. So lässt sich mit ein paar Tropfen BitterLiebe der Süßhunger auf Schokolade und Gummibärchen dämpfen und befriedigen.“

Starterpaket BitterLiebe
Foto: BitterPower GmbH

Vor Gurken wird gewarnt

Diese Reaktionen auf süß und bitter sind sozusagen „uralt“. Als die Höhlenmenschen aßen, was sie fanden, bedeutete Süße eine hohe Energiedichte, die benötigt wurde, während Bitterkeit eher vor Giftigem oder Verdorbenem warnte. „Diese Abneigung des Bitteren ist aber Lernsache, die man sich antrainieren kann“, meint Stratmann, obwohl der menschliche Gaumen keine Varianten von bitter kenne, sondern bitter eben bitter ist. Tatsächlich sind Gemüsesorten wie Rucola, Rosenkohl, Spinat oder Chicorée in der Erinnerung der Kindheit oftmals bitter, aber je älter man wird, desto mehr gewöhnen sich die Meisten daran. Der BitterLiebe-Produzent erklärt: „Bitterstoffe gehören zu den Abwehrmechanismen von Pflanzen gegen Fressfeinde.“ Das ist insofern relevant, als dass gelegentlich von Vergiftungen durch die Bitterstoffe von Kürbispflanzen, sogenannten Cucurbitacine, gewarnt wird. Das ist im Lebensmitteleinzelhandel kein Thema, aber beispielsweise bei der selbstgezogenen Gurke aus dem Schrebergarten. Hier gilt es dann vom Blütenende das Gemüse vorsichtig zu probieren, ob es bitter schmeckt. Übrigens, der bittere und der süße Geschmack entwickeln sich bereits vor der Geburt. Babys sind ab dem letzten Trimester der Schwangerschaft in der Lage Geschmacksstoffe der Kategorie süß und bitter wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Die Wahrnehmung von sauer, salzig und auch der fünften Geschmacksrichtung umami entwickelt sich dann mit der Zeit. Die Empfindlichkeit für die Grundgeschmacksarten ist übrigens im jungen Erwachsenenalter am größten und nimmt mit fortschreitendem Alter ab.

Nicht nur bei Roastbeef mit Kartoffelsalat

Die beiden BitterLiebe-Gründer aus Mannheim haben eine gemeinsame Schwiegermutter, die von Haus aus Heilpraktikerin ist. Sie führte die beiden an die Benefits der Bitterstoffe heran. Stratmann erklärt: „Im Gegensatz zu Vitaminen oder Mineralstoffen, deren Wirkung erst mit der Zeit feststellbar ist, konnten wir bei Kartoffelsalat mit Roastbeef direkt sehen, dass dieses Essen, verzehrt nach Einnahme eines Bitterpräparats, weitaus bekömmlicher war.“ Von dieser Tatsache beeindruckt haben die beiden BWLer nach eingehender Marktanalyse festgestellt, dass hier eine Marktlücke für sie offenstand.

Jan Stratmann und Andre Sierek von BitterLiebe mit Andrea Sokol
Die beiden BitterLiebe-Gründer Jan Stratmann und Andre Sierek (v. l.) mit Andrea Sokol.
Foto: BitterPower GmbH

Versuch macht klug

Während Andre Sierek das Online-Marketing übernahm, kümmerte sich Jan Stratmann um das operative Geschäft. Zusammen mit Ärzt:innen und Heilpraktiker:innen entwickelte er über 90 Versuchsrezepturen, bevor das finale Rezept vom Lohnhersteller verfeinert und die erste kleine Charge produziert wurde. Soviel gibt der Gründer immerhin über seine Zutaten und Wirkstoffe preis: „Die bestimmten Bitterstoffe bzw. speziellen Stoffe in den Pflanzen, die wir für BitterLiebe unter anderem gewählt haben, sind folgende: Artischocke enthält Cynarin, Synephrin und Flavonoide aus der Pomeranze, Ingwer mit Gingerolen und Shogaolen und Taraxin aus dem Lavendel.“ Größere Bekanntheit erfuhr das Start-up durch die erfolgreiche Teilnahme an der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“, bei der die Anteilseignerin Judith Williams ihnen nicht nur half im Teleshopping bei Home Shopping Europe (HSE) populär zu werden, sondern auch großflächig bei allen namhaften Drogerien und inzwischen auch im Lebensmitteleinzelhandel in bundesweit 5.500 Filialen gelistet zu werden.

Trendsetter bitter

Bitterstoffe seien aktuell sehr im Trend, wobei BitterLiebe hier eine zentrale Rolle spiele, meint der Gründer. „Mein Schwiegervater ist Zahnarzt und bekommt oft nach der Vergabe des lokalen Betäubungsmittels das Feedback, dass die Patienten der Geschmack an BitterLiebe erinnern würde“, so Stratmann. Ziel sei es, dass sein Produkt Synonym für Bitterstoff-Präparate werde, so wie es Tempo für Papiertaschentücher im Sprachgebrauch vieler Menschen bereits ist. Zumindest gibt es in Mannheim eine Cocktailbar, IHRO, in der man auf Nachfrage bereits einen Cocktail mit BitterLiebe bekäme.

Artikel-Teaserbild (oben): BitterPower GmbH

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

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