Letztes Wochenende präsentierte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seine vielfältigen Themenbereiche und Projekte beim Tag der offenen Tür. Lebensmittelmagazin.de hat da mal vorbeigeschaut.
„Landwirtschaft macht gutes Essen: Nachhaltig!“ war das diesjährige Motto, unter dem sich das Ministerium und seine Institute und Forschungseinrichtungen vorstellten. Die Organisatoren teilten die Ausstellung jeweils in die Themenbereiche „Gutes Essen“, „Nachhaltige Landwirtschaft“, „Tierhaltung“ und „Klimawandel“. Dabei hatten die Besucher:innen die Möglichkeit, sich nicht nur umfassend zu informieren, sondern sich den Themen auf spielerische Art und Weise, zum Beispiel in Form von Quizzen, anzunähern.
Zum Themenfeld „Gutes Essen“ lud das Max Rubner-Institut ein, sich mit dem Nutri-Score näher auseinanderzusetzen. Dazu hatten die Expertinnen und Experten des Instituts für die Besucher:innen eine Blindverkostung von Ketchup entwickelt, bei der festgestellt werden sollte, wie hoch der jeweilige Zuckergehalt wohl sein mag. Die Frage nach dem optimalen individuellen Geschmack ergab, dass der mittlere Zuckergehalt am besten schmeckte.
Geschmackssache
Geschmackvoll ging es für die Besucher:innen ebenfalls im „Gutes Essen“-Zelt weiter: „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ lud zusammen mit der Plattform für Ernährung und Bewegung (peb) die Gäste dazu ein, mit einfachen Zutaten, wie einer Dose Kichererbsen, und geringem Aufwand innerhalb kürzester Zeit Hummus herzustellen. Da konnten selbst die kleinen Teilnehmer:innen erfolgreich den Kochlöffel, bzw. den Zauberstab (Stabmixer) schwingen – gesund, proteinreich und lecker. Apropos Hülsenfrüchte: Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) unterfütterte das Thema Hülsenfrüchte mit Informationen rund um die mehr als zehn Jahre alte Eiweißpflanzen-Strategie des BMEL. Denn was man nicht vergessen darf: Hülsenfrüchte sind nicht nur eine hervorragende Proteinquelle im Kontext einer pflanzenbasierten Ernährung. Vielmehr bieten Leguminosen wie Erbsen, Linsen, Bohnen und Kichererbsen aufgrund ihres Mikrobioms die Möglichkeit, Ackerboden nachhaltig aufzubereiten. Bestimmte Bakterien aus den Hülsenfrüchten binden im Wurzelbereich Stickstoff in der Erde, was eine optimale Nährstoffversorgung für darauffolgende Pflanzungen, wie beispielsweise Getreide, bedeutet.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
„Mindestens haltbar bis“ und nicht „sofort tödlich ab“
Die Initiative „Zu gut für die Tonne“ wiederum präsentierte Maßnahmen gegen Lebensmittelverluste im Privathaushalt. Zum einen demonstrierte ein Pinboard mit Tipps von Verbraucher:innen für Verbraucher:innen, jede Menge kleine Maßnahmen, wie „altes Brot nass machen und toasten“ oder „Zitronenschalen (bio) in den Kuchen- oder Brotteig geben“. Die Vielzahl und Verschiedenheit zeigte, dass viele kleine Kniffe in ihrer Gesamtheit durchaus wirken können. Zum anderen hatten die Besucher:innen bestimmt das ein oder andere Aha-Erlebnis beim Spiel am Magnetboard. Ziel war es, Lebensmittel richtig zu lagern bzw. zu verarbeiten. Äpfel sollten beispielsweise aufgrund ihrer Ethylenausdünstungen isoliert gelagert werden, da diese sonst anderes Obst und Gemüse schneller reifen lassen. Wichtigste Botschaft bei dem Spiel: Lebensmittel mit abgelaufenen Haltbarkeitsdatum sollten nicht sofort entsorgt werden. Bei den dort zur Wahl stehenden Lebensmitteln, auch mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum, war es schlussendlich nur der verschimmelte Käse, der weggeworfen werden musste.
Was auch zu „Gutes Essen“ passte: Während die hauseigene BMEL-Kantine aufgrund der zu strengen Vorgaben von ökologischen Lebensmitteln, veganen und vegetarischen Gerichten und regionalen Zutaten bei einem eher niedrigen Budget kalt bleibt, wurde gleichzeitig stolz die neue abgestufte gastronomische Bio-Zertifizierung präsentiert. Hoffentlich können die Mitarbeiter:innen des Ministeriums demnächst wieder im Haus ihre Mittagspause genießen – natürlich ordentlich biozertifiziert.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Bewusstseinserweiternd
Auch in den anderen Pavillons wurden die Themen bisweilen kulinarisch aufgearbeitet. So bot das Schulumweltzentrum Berlin-Mitte den Besucher:innen an, sich ihr eigenes Kräutersalz zu mischen – nicht ganz im Sinne der Reformulierung, aber sehr hübsch und wohlriechend. Nebenbei erfuhr man mehr über diese städtische Einrichtung. Hier lernen die Berliner „Stadtpflänzchen“ vom Kindergarten bis zur Erwachsenenbildung Gartenbau und Umweltbildung. Ziel dabei ist, durch das direkte Erleben der Natur ein tieferes und unmittelbares Verständnis der Herausforderungen wie Klimawandel und Artensterben zu erlangen. Passenderweise stand der Pavillon vis-á-vis den ministeriumseigenen Bienenkörben, die etwas abgegrenzt in einem wunderschönen, buntblühenden Garten des Innenhofes aufgestellt sind. Den Honig dazu verkaufte der Imker ebenfalls am Tag der offenen Tür.
Kreativ ausleben konnten die Gäste sich auch noch beim Pavillon des Thünen-Instituts und der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V (FNR). Ersteres wollte auf torffreies Gärtnern und Moorsterben aufmerksam machen. Beim FNR hatten insbesondere die Kinder großen Spaß daran, in Weckgläsern mit Sukkulenten ihre Flaschengärten zu bauen – kleine Ökosysteme, die quasi nicht bewässert werden müssen. So bot der Tag der offenen Tür beim BMEL bei aller Information auch ein gehöriges Maß an Spaß und Entertainment.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
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Artikel-Teaserbild (oben): Johannes S. – lebensmittelmagazin.de