Verschiedene Buddha Bowls auf einem weißen Holztisch.

Schüssel zum Glück: Bowl

Ob auf Instagram oder im echten Leben, die Bowl steht seit einigen Jahren für gesundes, nachhaltiges und dabei toll anzusehendes Soulfood. Lebensmittelmagazin.de hat sich mit einer Ernährungswissenschaftlerin über das Essen aus der Schüssel unterhalten.

„Das Konzept der Bowl ist gar nicht so einfach zu fassen. Am ehesten lässt es sich als ein Baukastensystem beschreiben, das oft auch ohne besondere Kochkünste gut umsetzbar ist und dessen Zutaten sehr variabel sind, egal ob mit Fisch, Fleisch oder vegetarisch”, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Eva-Maria Endres. Das Ganze gehe einher mit der Vorstellungen einer ausgewogenen Ernährung und dem Gefühl eines gesunden und nachhaltigen Lifestyles.

Mit allem drum und dran

„Ernährungsphysiologisch ist das Bowlkonzept durch den hohen Gemüseanteil tatsächlich sehr gut und man nimmt eine ausgewogene Mahlzeit mit ein bisschen von allem zu sich”, meint Endres. Grundlage für die Bowl bildet ein Teil Kohlenhydrate, klassisch Reis oder Pasta, wobei Endres zu bedenken gibt, dass Kohlenhydrate in der Vollkornversion für einen längeren, ausgeglichenen Blutzuckerspiegel sorgen. Alternativ könne man auch zu Getreiden wie Quinoa oder Buchweizen greifen. Dazu empfiehlt die Ernährungsexpertin einen Teil Blattgemüse beispielsweise verschiedene Kohlarten oder auch Spinat. Außerdem gibt es dazu einen weiteren Teil stärkehaltiges Gemüse wie Karotte, Kürbis oder Süßkartoffel. Dann fehlt nur noch ein Teil Proteine, wahlweise etwa Fleisch z. B. Hühnchen, Lachs oder vegetarische Varianten wie Tofu oder Feta-Käse. „Das wäre so vermutlich etwas trocken und langweilig im Geschmack. Bei einer Salatbowl beispielsweise eignen sich kaltgepresste Pflanzenöle wie Olivenöl in Form von Vinaigrette, um den Geschmack zu optimieren. Soßen auf Joghurtbasis schmecken gut in warmen Bowls, beispielsweise in indische Dals oder auch anderen würzigen Gerichte aus Hülsenfrüchten.” Auch gegartes Gemüse, das in der Pfanne sautiert wurde, könne man verwenden, um eine geschmackvolle Soße zu erhalten, vielleicht indem man es zusätzlich püriert. „Auch Avocado liefert mit ihrem gesunden Fett eine Grundlage für diverse Soßen. Was man auch nicht vergessen darf, ist der asiatische Einfluss des Gerichtes. Dort werden Sojasauce, Curry- und Misopaste als Basis für aromatische Soßen verwendet.“

Foto einer Planted Chicken Bowl.
Planted-Chicken-Bowl mit Sushi-Reis, Planted Chicken, Lime-Dressing, Teriyaki Ponzu, Babyspinat, Mango, Gurke, Karotten-Limetten-Salat, rote Zwiebel, Crispy Corns, gerösteten Erdnüssen und Sesam.
Foto: M. Struck – Lebensmittelmagazin.de

Ursprung in Hawaii

Bowls wurden um das Jahr 2015 in Los Angeles erfunden. Inzwischen findet man sie weltweit in allen Großstädten. Das mit „Schüssel“ zu übersetzende Gericht wurde dabei von einem traditionellen hawaiianischen Gericht, Poké, inspiriert. „Poke“ bedeutet „in Stücke geschnitten“. Hawaiianische Fischer boten zunächst ihre fangfrischen Fische kleingeschnitten, mit Meersalz eingerieben und mit Nussöl und Algen verfeinert, als Snack an. Die dortige japanische Community servierte in den Siebzigern das Gericht zusätzlich mit Reis ergänzt, was an das japanische Donburi erinnert. Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine Schüssel Reis, die mit vielfältigen Toppings ergänzt wird, ganz prominent ist z. B. Oyakodon mit Hühnchen und Ei, es kann aber auch eine marinierte Aubergine sein. Einwandererinnen und Einwanderer aus China und Korea ergänzten Poké mit ihren eigenen Zutaten wie Austernsoße, Sojasoße oder Kimchi.

Fix fertig

„Mikrobiell fermentierte Lebensmittel wie Kimchi bereichern die Bowl mit ihrem geschmacklichen Spektrum. Kimchi sorgt für Schärfe, liefert aber auch viel Umami, was für ein rundum gutes Geschmackserlebnis sorgt. Abgesehen von den geschmacklichen Vorteilen unterstützen fermentierte Lebensmittel auch die Darmflora”, meint Eva-Maria Endres. Zusätzlich zum physisch-satten Wohlbefinden kommt noch eine psychische Sättigung bei Bowls hinzu: Die Bowl steht für Comfort Food, das aufgrund seiner Ästhetik oftmals mehr kunstvolles Arrangement als eine Mahlzeit ist. Sie wird so farbenfroh und ästhetisch wie möglich angerichtet. Die Expertin gibt zu bedenken: „Im Vergleich dazu ist die deutsche Küche beispielsweise in ihrem Kern eher funktional. Man möchte wenig Vorbereitungszeit investieren und wenn man an einen Eintopf denkt, köchelt dieser mitunter stundenlang, bis man selber mit der Arbeit fertig ist. Das Ergebnis ist dann bestimmt schmackhaft, aber nicht unbedingt etwas fürs Auge.”

Foto einer Sesame Salmon Bowl
Sesame Salmon Bowl mit Sushi-Reis, Sushi-Lachs, Poke Dressing, Sesame Flavor, Edamame, Wakame, eingelegter Ingwer, Avocado, Mango, Crispy Corns, Granatapfel und Sesam.
Foto: K. Steinchen – Lebensmittelmagazin.de

Kunterbunt

Bei einer typischen Buddha Bowl, die oft vegetarisch ist, achtet man hingegen darauf, das gesamte Farbspektrum abzudecken, beispielsweise mit gelben Linsen, Kichererbsen oder Mais für gelb. Orange wären Kürbis oder Süßkartoffel, aber auch Mango, die beispielsweise häufig in thailändischen Rezepten auftaucht. Paprika, Tomate oder auch Granatapfel sorgen für appetitliches Rot. Blau ist eher schwierig, könnte man aber mit Blaubeeren abdecken. Und für Violett bietet sich rote Beete, Rotkohl oder Aubergine an. Grün wäre die breite Vielfalt an Blattsalaten, Kohl, Spinat, aber auch Zucchini oder Gurke.

Bowls bieten Komfort: Sie lassen sich gut vorbereiten und man kann auf teilfertige Zutaten zurückgreifen, wie Kichererbsen aus der Dose oder servierfertigen Salat wie Babyspinat oder Feldsalat, den man nur noch waschen muss. Dazu hat die Expertin noch eine interessante Information parat: „Heute stehen die Menschen durchschnittlich rund eine halbe Stunde zur Vorbereitung einer Mahlzeit in der Küche, teilfertige Zutaten kommen dem sehr entgegen.“ Bowls sind auch interessant für sogenanntes Meal Prepping. Das ist ein Trend, der aus der Fitness-Influencer-Bewegung stammt. Meal Prepper stellen sich im Rahmen einer wöchentlichen Planung und Vorbereitung für eine ausgewogene Nährstoffversorgung beispielsweise sonntagnachmittags in die Küche und kochen für die Woche Mahlzeiten vor, die eingeweckt oder in Dosen dann im Kühlschrank gelagert oder eingefroren werden. Im Bedarfsfall können diese dann entnommen werden, ohne dass man zwischendurch aufwändig kochen muss. Auch hierfür eignen sich Bowl-Rezepte nach dem Baukastenprinzip hervorragend. Die Bausteine können dann in größerer Menge zubereitet werden und in Gläsern mit Schraubverschluss ansprechend geschichtet werden. So bieten Bowls eine schnelle, ästhetische, wohlschmeckende Alternative zur klassischen Küche an.

Artikel-Teaserbild (oben): Yaruniv-Studio – stock.adobe.com

About Johannes

Johannes schreibt seit 2019 als Reporter für lebensmittelmagazin.de. Seine Themenschwerpunkte sind Lebensmittelhandwerk, Lebensmittelindustrie und Gastronomie und hier besonders Nachhaltigkeit und Trends. Zudem ist er für die Berichte vor Ort zuständig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert