Sommerzeit ist Grillzeit! Nur welche Feuerquelle und was soll eigentlich auf den Rost? lebensmittelmagazin.de versucht bei der Recherche, sich nicht die Finger zu verbrennen.
Vor ungefähr 1,7 Millionen Jahren stand der Homo erectus wohl das erste Mal am vom Blitz entfachten Grill, um sein Fleisch bekömmlicher und auch leckerer genießen zu können. Und en passant erfand er den Smoker, um die Mammutreste mittels Räuchern haltbar zu machen. Allzu viel hat sich seitdem wohl nicht geändert – was das Grillen betrifft.
Grillstudie zum Homo urbanus
Studien zur Stadtbevölkerung haben 2017 im sogenannten Grillkompass festgestellt, dass vier von fünf Stadtmenschen mindestens einmal in der Saison den Grill anwerfen. Und trotz Genderfluidität herrschen am offenen Feuer archaische Zustände: Lediglich ein Viertel der Frauen wendet selber die Würstchen, während sich 82 Prozent lieber dem Salateschnibbeln zuwenden.
Feuer und Flamme, aber wie?
Die Feuerstelle selber hat sich seit der Steinzeit doch etwas weiterentwickelt: 85 Prozent schwören zwar auf den Holzkohlegrill, trotzdem besitzt jeder Zweite einen Elektrogrill, falls das Wetter mal nicht mitmacht und immerhin über ein Viertel grillt auf Gas. Für die offene, urtümliche Feuerstelle erwärmt sich nur noch ein Drittel.
Beim Grillen eher direkte oder indirekte Hitze?
Bleibt noch die Frage: Direkte oder indirekte Hitze oder gar ein Beefer? Und was macht man alles im Smoker?
- Direktes Grillen hat den unschlagbaren Vorteil, dass das Grillgut recht schnell gar wird – aber auch schnell austrocknet.
- Der Beefer, ob mit Gas oder elektrisch, erreicht eine doppelt so hohe Temperatur mit etwa 800 Grad Celsius wie ein handelsüblicher Holzkohlegrill. Und die sorgen dafür, dass die Maillard-Reaktion an der Steakoberfläche rasch entsteht, während das Fleisch innen aber saftig bleibt. Ein Spezialvergnügen für eingefleischte Fans.
- Beim indirekten Grillen befindet sich die Glut überall nur nicht unter den Lebensmitteln, sodass das Risiko, dass Fleischsaft oder Fett ins Feuer tropft, quasi nicht gegeben ist und somit keine ungesunden Dämpfe entstehen können. Außerdem bleibt das Essen saftig und wird schonend gegart – dafür dauert es auch wesentlich länger.
Was kommt auf den Grill?
Wenn kommendes Wochenende die Grillparty ansteht – bei knapp Dreiviertel der Befragten übrigens im Garten, lediglich die Hälfte feiert auf dem Balkon – stellt sich die große Frage: „Was kaufen wir ein?“ Per se kann man sagen: Mit Fleisch macht man nicht allzu viel falsch, alt wie jung bevorzugt Steaks, Koteletts und Co – wobei die Unter-30-Jährigen und Frauen lieber Hühnchen und die Über-50-Jährigen und Männer bevorzugt Schwein verzehren.
– Wie arbeitet eine traditionelle Wurstmanufaktur? Hier gibt es einen Einblick –
Seafood und pflanzlich: Alternativen zum klassischen Grillgut
Abgesehen von Fleisch und den ebenfalls beliebten Würstchen kann man über fleischlose Alternativen nachdenken:
Gemüse und Grillkäse spricht die Hälfte aller unter 30-Jährigen an. Beim Grillkäse aber Vorsicht bei den Über-50-Jährigen: Lediglich ein Fünftel goutiert ihn, für den Rest bleibt er „Radiergummi“. Selbst Fisch und Meeresfrüchte sprechen lediglich ein Viertel bis ein Drittel der Bundesdeutschen an. Bei einer derartig großzügigen Auswahl sollte man sich doch vorher absprechen, bevor die Delikatessen verschmäht abseits auf dem Rost vertrocknen.
Für Flexitarier bis Veganer empfiehlt der Grillkompass Paprika, Zucchini und Backkartoffeln. Ob Gemüse und Käse reichen oder vielleicht auch gegrillter Tofu, Seitan oder Tempeh erwünscht sind, findet gar keine Erwähnung in der Studie – progressive Grillmeister an die Front! Diverse Kochblogs schwärmen bereits von selbstgemachten Veggiepattys.
– Sind Lupinen das neue Tofu? Alles zu der regionalen Alternative lest ihr hier –
Qualität statt Quantität
Den deutschen Grillmeistern attestiert die Studie ein wachsendes Bewusstsein für Qualität. Längst bedeutet Barbecue nicht mehr „so viel Fleisch, wie nur reingeht“, sondern wachsendes Bewusstsein für Bioqualität und Regionalität. Ein Trend, auf den die deutsche Landwirtschaft längst setzt.
Apropos Qualität, es hat sich hoffentlich herumgesprochen, dass die Bierdusche über Rostbratwürstchen keinerlei wünschenswerten Effekt auf den Geschmack noch die Knusprigkeit des Grillguts hat, sondern lediglich den Garprozess unterbricht und im unerfreulichsten Falle die Asche der Kohle aufwirbelt und somit die Lebensmittel verunreinigt.
Umsicht bei der Grillortauswahl
Diejenigen, die keine Möglichkeit haben, im Garten oder auf dem Balkon zu grillen, weichen gerne auf Parks aus, legal oder nicht, wie im Berliner Tiergarten oder an der Münchner Isar. Aber gerade bei diesen beiden Beispielen sollten die Grillmeister daran denken, dass in unmittelbarer Nähe der Berliner Zoo bzw. in München der Tierpark Hellabrunn liegt.
Steppentiere wie Giraffen erleiden Stress und Panik wenn sie im Gehege den Brandgeruch wahrnehmen, aber nicht fliehen können. Für sie bedeutet der Geruch nämlich vermeintlichen Steppenbrand, also Gefahr für Leib und Leben.
Artikelfoto (oben): karepa – stock.adobe.com