Fruchtgummi, Schokolade, Bonbons und Lakritz – Süßigkeiten aus aller Welt. 1.300 Aussteller aus 70 Ländern trafen sich zur internationalen Süßwarenmesse in Köln. Lebensmittelmagazin.de hat sich durchgeknuspert, geschleckt und gelutscht.
Süßigkeiten ohne Zucker, Palmfett oder tierische Produkte, Süßigkeiten mit zusätzlichen Vitalstoffen und anderen Benefits oder auch so naturbelassen wie möglich – und Knäckebrot, das waren die Trends der diesjährigen Internationalen Süßwarenmesse in Köln. Unter dem Motto „Encourage.Enable.Excite!“ präsentierten sich deutsche Unternehmen und Firmen aus aller Welt mit ihren Produkten und Neuheiten. Sie demonstrierten eindrucksvoll, mit der richtigen Hands-on-Mentalität sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen und in erster Linie den Wünschen der Verbraucher:innen zu entsprechen.
Wen der Hafer sticht
Hafer erlebt als Milch-Alternative und als Getreidegrundlage für Gebäck und Kekse einen omnipräsenten Hype. Sowohl auf dem elegant festlichen Stand von Lambertz Lebkuchen aus Aachen finden sich die Bio Hafer Cookies, als auch beim ostwestfälischen Feingebäckhersteller Schulte, der unter seiner Dachmarke gefüllte Haferkekse und Hafercookies mit spannenden Pairings wie Pekannuss-Kokos launcht, natürlich alles Bio. Hafer ist das In-Getreide: Regionaler Anbau, vor allem in Osteuropa und den skandinavischen Ländern, dabei genügsam in der Düngung und ideal in der Fruchtfolge, weil er den Boden nicht auslaugt. Darüber hinaus zählt Hafer als ehemalige Krankenspeise heute zu den nahrhaften Getreidealternativen mit Benefits für Körper und Stoffwechsel.
Auch wenn man bei Knäckebrot nicht automatisch an Süßigkeiten denkt, ist das traditionelle, ballaststoffreiche Lebensmittel auf der Messe als Snack-Alternative zu Chips und Co sehr präsent. Dabei ist der schwedische Diätklassiker in seiner Aufmachung inzwischen weitaus kreativer: Das Unternehmen Bon Chance präsentierte Knäckebrot als Chips mit Pilzen; Umami aus der nordischen Küche. Der Europamarktführer Dr. Karg aus Schwabach bei Nürnberg tischte Knäckebrot im Brezellook mit Lauge und unterschiedlichen Toppings, wie Käse oder Sesam auf.
Fotos: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Einmal ohne, bitte!
Im über allem schwebenden Zeitgeist der Selbstoptimierung demonstrierten auch Chipsproduzenten ihr Verständnis der Zeichen der Zeit, wie das litauische Unternehmen O’byte, das Chips auf Linsen-, Reis-, Kartoffelbasis herstellt, die dabei aber vierzig Prozent weniger Fett enthalten, natürlich alles vegan. Spannend sind die Linsen-Chips mit Dill, die in dieser Kräutervariante herausstechen.
Ob zuckerfreie Schokolade mit Erythrit oder Sucralose der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt fraglich. Das dezent kreidige Gefühl beim Kauen törnt etwas ab. Umso leckerer war dafür die englische vegane H!P-Schokolade mit Hafermilch von Love Cocoa. Die krasseste Schoko-Kombi war definitiv die belgische Brezel-Speck-Schokolade von Dr. Choq. Man musste sie im Mund zergehen lassen, damit die gefriergetrockneten Speckstückchen ihre volle Wirkung entfalten konnten.
Fotos: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Grundlegende Rezepturen
Das belgische Unternehmen Karma Karma bietet unter dem Motto „Du bist was du isst“ Hafer-Butterkekse mit der Hälfte an Zucker in der Form von Ahornsirup an.
Ähnlich möchte auch das Start-up Benbits aus den Niederlanden mit plastikfreiem, auf natürlichen Rohstoffen basierendem Kaugummi in Form von kleinen Schildkröten seinen Teil zu einer besseren Welt beitragen: Vegan, zuckerfrei und ohne künstliche Zusatzstoffe, dafür mit Xylit und Stevia. Sie unterstützen außerdem die Plastic Soup Foundation, die sich gegen den Meeresplastikmüll engagiert.
Fotos: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Gummis mit extra
Fruchtgummitechnisch geht es in ganz andere Richtungen: Der chinesische Hersteller Amos räumte auf der ISM den „Superior Taste Award“ mit seinen knallbunten Fruchtgummilegosteinen ab. Beim Anblick eines Märchenschlosses aus Fruchtgummi wollte man wieder Kind sein.
Der Stand von Beautysweeties präsentierte Fruchtgummi mit Benefit-Zusätzen. Ob jetzt Beautysweeties, kleine Fruchtgummi in Form von Schmetterlingen mit Q10, Biotin und Aloe Vera, tatsächlich dafür sorgen, dass allenthalben die Schönheit ausbricht, tja wer weiß. Bei seinem neuen Produkt Energysweeties verspricht Geschäftsführer Jens Mühe, dass der Koffeingehalt einer Tüte ungefähr dem von 100 ml Energy-Drink entspricht. Die Sorte „bombastic taste“ erinnert an den Gummibärchen-Geschmack des österreichischen Wachmachers.
Bei Supplements4you lernten Messebesucher:innen, dass Fruchtgummi als Träger von Nahrungsergänzungsmitteln großes Potenzial hat. Der Hersteller demonstrierte, dass Vitaminpräparate, wie Vitamin C zur Unterstützung der Immunabwehr oder Vitamin D bei winterlichem Mangel, auf diesem Wege einfach und lecker einzunehmen sind. „Aber gerade im Fall von Kindern muss man darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um eine Süßigkeit handelt, um eine Überdosierung zu vermeiden“, erklärte die Dame vom Stand.
Fotos: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Bei Multitrance.com aus Amsterdam haben die Süßigkeiten ganz andere Benefits: Angereichert mit CBD und Cannabis zeigte die Marke, dass sich hier möglicherweise in nächster Zukunft eine ganz eigene Branche mit beachtlichem Potenzial auf legaler Ebene erschließt.
Foto: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Dass Fruchtgummi aber auch einfach nur Spaß machen kann, präsentierte die amerikanische Marke Jelly Belly: Sie haben die Markenrechte von Harry Potter gekauft und vertreiben nun Butterbier Candies und vieles mehr aus dem Potter-Universum. Der nächste Kindergeburtstag kann kommen. Beachtlich ist es auch insofern, als dass das Unternehmen mit diesen Produkten die bekannte Böhnchen-Dimension verlässt, die aber trotzdem weiter gepflegt wird. Nach Chili-Bohnen, inklusive Partyspiel kam jetzt die Erweiterung heraus, mit ekligen Geschmackszwillingen: das orangefarbene Böhnchen könnte beispielsweise entweder ein Strawberry Banana Smoothie sein oder Gammelfisch. Keine Sorge, der Gammelfisch entpuppte sich bei der Verkostung als Tomaten-Zwiebel-Kombi, fies-lustig genug war es aber.
Das Beste zum Schluss: Das Unternehmen Sweet Stories, eigentlich fokussiert auf die Renaissance nostalgischer Süßigkeiten wie Leckmuscheln etc. bringt eine Naschwatte mit 90 Prozent weniger Zucker auf den Markt. Stattdessen wird Inulin aus Zichorienwurzel im geheimen Verfahren dafür aufbereitet. Es schmeckt, riecht und isst sich wie richtige Zuckerwatte. Dafür gab es den ersten Platz beim „New Product Showcase Award“.
Fotos: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Beim Verlassen der Messe kam es zum kleinen Zwischenfall: Auf der benachbarten Rolltreppe drohte eine Dame beinahe zu kollabieren und konnte gerade noch von ihren Begleiterinnen aufgefangen werden. Grund war ein Kaubonbon namens Toxic Waste. Es muss wohl so sauer sein, dass sich bei ihr buchstäblich alles zusammengezogen hat. Die Internationale Süßwarenmesse ist halt immer für eine Überraschung gut.
Artikel-Teaserbild (oben): Johannes S. – lebensmittelmagazin.de