Still oder sprudelnd bleibt erstmal eine Geschmacksfrage, über die man nicht streitet. Jetzt im Sommer ist Mineralwasser die erste Wahl gegen Hitze. Lebensmittelmagazin.de ist an den Rand der Eifel zu Brohler gefahren.
Das Zischen und die feuchte Brise – schon das Öffnen einer Mineralwasserflasche verspricht bereits Erfrischung. In Deutschland gibt es rund 500 Mineralwasserquellen, jede mit einer einzigartigen natürlichen Zusammensetzung von Mineralstoffen und Spurenelementen.
Schon viel Wasser den Rhein runter
Schon vor dem Ortseingang von Brohl-Lützing sieht man neben dem Werbeslogan „Trink Brohler.Fühl dich wohler.“ an der Hauswand den himmelblauen Verladekran von Brohler, mit dem von den 1910er bis Mitte der 90er Jahre das Mineralwasser auf die Rheinflotte übergehoben wurde.
Diese verschiffte das Getränk rheinabwärts zum Duisburger Hafen. Hier waren das Lager und die Verwaltung, von welcher aus das Mineralwasser zu den Kumpels in den Bergbau des Ruhrgebiets gelang. „Im Pott ist Brohler bis heute feststehender Name für Mineralwasser, ob bei der Arbeit, Zuhause und in der Freizeit”, meint Martin Schilling, Geschäftsführer der Brohler Mineral- und Heilbrunnen GmbH.
Seit 1583 ist die Quelle urkundlich erfasst, diente vor Ort lange Zeit als Haus- und Hofquelle. Der Ururgroßvater der aktuellen Geschäftsführer, Karl Schröers, von Haus aus Schiffsreeder, erwarb 1909 die Pacht zur Mineralwassergewinnung. Ursprünglich sollte das Mineralwasser Oranienquelle heißen, mit der Absicht, zum Haus- und Hoflieferanten des holländischen Königshauses zu avancieren, wozu es aber nie kam. Dafür soll Kaiser Wilhelm bei seinen Kuraufenthalten in Spa bereits Brohler Mineralwasser genossen haben.
Seitdem war die Firma dauerhaft im Familienbesitz und wird jetzt in der fünften Generation von den Cousins David und Martin Schilling geführt. Kleine Ausnahme: „Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs produzierten die Amerikaner hier Coca-Cola. Sie übergaben das Unternehmen in den 50er Jahren aber wieder dem Großvater”, erinnert Martin Schilling.
Nachhaltig mit Tiefgang
Wie viele Mineralquellen in der Eifel ist auch die Brohler Quelle eine Sauerquelle. Das verdankt sie dem Gehalt an Hydrogencarbonat HCO3–.
Im Laufe der Jahrhunderte, man kann von rund 1000 Jahre alten Tiefenwasser sprechen, wird das langsam versickernde Wasser hier in der Vulkaneifel durch Gesteinsarten wie Schiefer, Basalt und Grauwacke mineralisiert. Als vulkanischer Hotspot – der blubbernde Vulkansee von Maria Laach ist nicht besonders fern – wird das Wasser außerdem schon leicht mit Kohlensäure versetzt. Diese unterschiedlichen Gesteins-Zusammensetzungen sorgen weltweit für unterschiedliche Mineralstoffgehalte von Mineralwässern, so dass jedes seine individuelle Charakteristik innehat, die man auch herausschmeckt.
„Auch wichtig zu erwähnen – die Förderung von Mineralwasser aus der Tiefe ist unabhängig vom Grundwasserspiegel, der wesentlich höher liegt. Auch wenn sich der jährliche Mineralwasserverbrauch pro Kopf seit den 90ern von 40 Litern auf heute 123 Liter erhöht hat, unterliegt die Menge der Mineralwasserförderung kontrollierten Obergrenzen. Es ist im eigenen Interesse hier nachhaltig zu wirtschaften. Jetzt sind wir gerade dabei, die Anlagen, die größtenteils noch aus den 80erJahre stammen, zu erneuern. Eine Investition in die Zukunft. In 30 Jahren möchten wir den Betrieb unseren Kindern mit gutem Gewissen weitergeben können”, sagt der Geschäftsführer. Das gilt auch für Brohler als regionaler Arbeitgeber mit langjährigen Angestellten und großem sozialen Engagement, etwa bei der Jugendförderung beim Fußball und Kitas, aber auch beim hiesigen Karneval und der Feuerwehr.
Wasser ist nicht Wasser
Zusätzlich zum Mineralwasser aus der Eifel vertreibt Brohler das Steinsieker Mineralwasser und das Steinsieker Heilwasser aus dem westfälischen Steinsiek bei Löhne. Dieses Wasser gilt mit über 620 mg pro Liter als eins der calciumreichsten Mineral- und Heilwässer Deutschlands überhaupt. Anders als das Brohler Mineralwasser muss Steinsieker nicht aus der Tiefe gepumpt werden, sondern strömt als artesischer Brunnen mit eigener Kraft nach oben. „Dieses Heilwasser bietet eine gute Calciumquelle, beispielsweise für Veganer,” meint Martin Schilling. Davon abgesehen findet es auch medizinische Verwendung in der vorbeugenden und unterstützenden Therapie von Osteoporose.
Einmal eingegossen, gleicht zwar ein Glas Wasser dem anderen, doch es gibt feine Unterschiede: Heilwasser, Mineralwasser, Tafelwasser oder Leitungswasser, das sind nicht nur verschiedene Namen. Da lohnt sich ein kurzer Blick auf die Unterschiede:
Mineralwasser stammt aus einem unterirdischen, vor Verunreinigungen gut geschützten Wasservorkommen und muss direkt am Quellort abgefüllt werden. Mineralwasser muss als amtlich anerkanntes Lebensmittel in Deutschland über 200 geologische, chemische und mikrobiologische Untersuchungen zur Anerkennung unterlaufen. Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (MTVO) legt genau fest, was ein natürliches Mineralwasser ausmacht, wie es etikettiert und verpackt sein muss. „Wichtig ist auch die Information, dass Mineralwasser nicht behandelt wird, abgesehen vom Zusatz an Kohlensäure und dem Entfernen von Eisen. Letzteres geschieht vor allem aus optischen Gründen, da die Eisenionen sonst in der Flasche ausfallen würden. Im Vergleich zum Leitungswasser beispielsweise handelt es sich bei Mineralwasser um ein natürliches Produkt”, gibt der Geschäftsführer zu bedenken.
Heilwasser entspringt ebenfalls aus unterirdischen und vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen und muss direkt am Quellort abgefüllt werden. Dabei unterliegt es aber dem Arzneimittelgesetz. Durch seine besondere Kombination an Mineralstoffen besitzt es eine vorbeugende, lindernde oder heilende Wirkung, die anhand wissenschaftlicher Untersuchungen belegt sein muss.
Quellwasser stammt auch aus unterirdischen Wasservorkommen und muss am Quellort abgefüllt werden. In seiner Zusammensetzung muss es den Anforderungen entsprechen, die für Trinkwasser gelten, aber ohne amtliche Anerkennung.
Tafelwasser kann ein Gemisch aus verschiedenen Wasserarten und anderen Zutaten sein. Erlaubt sind die Mischung von Trinkwasser, Mineralwasser, Natursole, Meerwasser sowie die Zugabe von Mineralstoffen und Kohlensäure.
Leitungswasser stammt in Deutschland zu zwei Dritteln aus Grundwasser und zu einem Drittel aus Oberflächenwasser. Bei Bedarf wird es mit Verfahren und Zusatzstoffen aufbereitet, deren Einsatz in der Trinkwasserverordnung geregelt ist. Sie legt auch die sonstigen Qualitätsparameter fest, z. B. Grenz- und Indikatorwerte. Diese sind zum Teil gesundheitlich, zum Teil technisch begründet, denn das Wasser wird durch Rohrleitungen transportiert und es dient unterschiedlichsten Verwendungszwecken (Sanitär, Trinken usw.). Bis zum Übergabepunkt an der Wasseruhr ist der Wasserversorger für die Qualität verantwortlich, ab dort, also für die Rohrleitungen im Haus, der Hauseigentümer.
„Wichtig ist dabei festzustellen, dass es sich bei Leitungswasser und Mineralwasser um zwei grundsätzlich unterschiedliche Produkte handelt”, erklärt der Geschäftsführer.
Fotos: Brohler
Im Fall des Falles
Während Mineralwasser in Deutschland ein durchgängig sicheres Lebensmittel ist, dass im Laufe der Jahrzehnte keine nennenswerten Rückläufe erfahren musste, so blickt gerade die Eifelregion in junger Vergangenheit mit dem Ahrtalhochwasser auf ein Ereignis, bei dem die Trinkwasserversorgung über Wochen in der Region zusammenbrach. „Dabei benötigt es dafür noch nicht einmal eine Katastrophe dieses Ausmaßes. Bundesweit liest man gelegentlich, beispielsweise nach größeren Niederschlägen, dass die Wasserwerke die dringende Empfehlung aussprechen, Leitungswasser abzukochen”, sagt Martin Schilling. Wasser abkochen bedeutet übrigens nicht nur Wasser im Wasserkocher einmal auf 100 Grad erhitzen, sondern diese Temperatur 10 Minuten lang zu halten.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt für die zehntägige Notfallbevorratung zwei Liter Wasser pro Person und Tag, also 20 Liter, mit explizietem Hinweis auf Mineralwasser, das in Flaschen abgefüllt nahezu unendlich haltbar sei.
Fürs nächste Mal im Restaurant
Unabhängig von Lebensnotwendigkeit und Nachhaltigkeit hat Mineralwasser wie das von Brohler auch eine nicht zu unterschätzende kulinarische Bedeutung, was das Unternehmen zuletzt 2023 für seine Linie Brohler Gourmet vom International Taste Institut in Brüssel mit dem Superior Taste Award bescheinigt bekam. Wassersommelier Armin Schönenberger kommentierte dies mit: „Brohler Gourmet punktet mit seinem einzigartigen Geschmack und seiner ausgewogenen Mineralisierung. Ein idealer Begleiter zu Wein und gutem Essen.”
Hierfür gibt das Mineralwasserunternehmen seine gastronomischen Empfehlungen heraus, denn Mineralwasser von Brohler gibt es in drei Kohlensäure-Qualitäten: Classic, also sprudelnd, Medium mit abgeschwächter Kohlensäure und Naturell, also still, bzw. ganz schwacher Kohlensäure. Mineralwasser sorgt grundsätzlich mit seiner reinigenden Wirkung der Mundhöhle für bessere Geschmackswahrnehmung. Darüber hinaus unterstütze Kohlensäure beispielsweise die Fruchtigkeit und Säure von jungen Weißweinen, während Naturell hervorragend mit den Gerbstoffen und Tanninen von Rotwein harmoniere.
Wenn das nicht mal beim nächsten Restaurantbesuch hilft bei der ewigen Frage: Still oder Sprudelnd?
Artikel-Teaserbild (oben): westend61