In Berlin ist es schwül-heiß – Zeit für eine Erfrischung! Lebensmittelmagazin.de genießt Bubble Tee, eine taiwanesische Spezialität, die hierzulande nicht den besten Ruf hat, zu Unrecht!
Quietschbunt und knatschsüß – die Teehausbesitzerin verzieht das Gesicht. „So haben wir Boba Tea in den 80er Jahren getrunken, weil wir uns nichts Besseres leisten konnten.“ Heutzutage bei vergleichsweise wirtschaftlichem Wohlstand achten die Taiwanesinnen und Taiwanesen weitaus mehr auf ihre Gesundheit und Qualität. Aus europäischer Perspektive stünde als Synonym für gutes asiatisches Essen, die japanische Küche, über mehr als 10 € für eine Portion Ramen wundert sich keiner, aber was ist beispielsweise mit vietnamesischer Pho? Die taiwanesische Küche ist eine der besten Küchen Asiens.
Modern & gesundheitsbewusst
Dieses Bewusstsein möchte die Taiwanesin mit ihrem Teehaus Dosha an der lebendigen Boxhagener Straße in Berlin-Friedrichshain den Deutschen vermitteln. „In Taiwan benutzt niemand künstliche Zutaten für Boba Tea. Auch die hier in Deutschland beliebten Popping Pearls aus Alginat sind dort unpopulär.“ So würden sie beispielsweise einen Oolong Tee mit Pfirsichstückchen und Sonnenblumenblättern aufbrühen, anstelle beispielsweise Sirup zu verwenden.“
Im Dosha Teehaus werden die Tapioka-Perlen, Bobas (Perlen), in aufwendiger Prozedur hergestellt: zunächst 40 Minuten in Wasser kochen, dann 40 Minuten simmern und zuletzt 10 Minuten im Rohrzuckersirup ziehen lassen. „Allerdings halten diese nur drei Stunden, von Tapioka-Perlen, die länger halten, würde ich Abstand nehmen, das funktioniert nur über Zusatzstoffe“, ist die Teehausbesitzerin überzeugt. Außerdem gibt sie zu bedenken: „Meine Kolleginnen und ich trinken den ganzen Tag Boba Tea, aber wir könnten auf gar keinen Fall jedesmal Tapioka-Perlen nehmen.“ Sie zeigt auf die Getränkekarte, unter dem Punkt Toppings hat der Kunde eine üppige Auswahl: Cream Cheese, Aloe, Lychee-, Osmanthus-Gelee und vieles mehr.
Die Teehausbesitzerin tippt an ihr Glas, in ihrem grünen Tee schwimmen Osmanthus-Geleewürfel. „Als Teebasis kann man jede Art von Tee nehmen“, meint die Teehausbesitzerin. Zum Bubble Tee bringt die Verkäuferin eine Schale mit Waffeln an den Tisch, in ungewöhnlicher Form. „Das sind Waffeln in typisch taiwanesischer Glücksbeutelform“, erklärt sie. Im Teig verstecken sich ebenfalls Tapioka-Perlen.
Für jeden Geschmack
Der Ursprung von Bubble Tee geht zurück auf taiwanesischen Schulkinder, die sich nach dem Unterricht zur Erfrischung gekühlten Tee mit Milch kauften. Den süßten die Teeverkäufer:innen und mischten den Tee mit Früchten. „Die Tapioka-Perlen kamen Anfang der 80er Jahre auf den taiwanesischen Markt und dann rasch in den Tee. Oolong Tee ist eine taiwanesische Spezialität, allerdings ist er sehr exklusiv, allein schon aufgrund des handwerklichen Know-hows, ihn herzustellen. Dementsprechend ist das Angebot an Boba Tea im Dosha Teehaus breit gefächert für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel“, erklärt sie.
Die üppige Teeauswahl wird unterteilt in die Kategorien Milchtee, Brûlée, Cream Cheese, Teaspresso und Frucht. Hierauf ist sie besonders stolz, sie lässt Ananas, Orange, Äpfel, Mango und Maracuja direkt in Taiwan verarbeiten und muss nicht auf Sirups oder ähnliches zurückgreifen. „Wenn die frischen Fruchtstückchen durch den Strohhalm gehen, sind die Gäste oft überrascht. Dabei sind meine Kunden eher jenseits der 25 und legen Wert auf Qualität anstelle von Fanciness. Influencerinnen und Influencer kommen trotzdem oft genug hierher“, berichtet die Teehausbesitzerin. Angesichts der umfassenden Möglichkeiten Bubble Tee zu genießen, bestätigt die Taiwanesin, dass für sie Tee genießen synonym mit Boba Tea sei.
Jenseits der Theke stehen große Teemaschinen auf dem Regal sowie eine Teaspresso-Maschine für frisch gepressten Tee. Auch für die exakte Dosierung des Süßungsgrads gibt es einen extra Sirupspender. In der Kühlung stehen die Toppings. Nach dem Abfragen der Teebasis (Summer Momo) des Süßungsgrads und der Temperatur, wird alles soweit zusammengefügt und zum Schluss versiegelt. Die Versiegelung des Boba Teas soll dazu dienen, das Getränk To-go-tauglich zu machen.
Für den Heimweg gibt es noch einen Bubble Tee, diesmal fruchtig. Auch diese fruchtige Variante auf Peach-Oolong-Basis schmeckt ausgesprochen gut und ist angenehm erfrischend und fruchtig. Durch den Strohhalm flutschen unter anderem kleingehackte Ananas und Maracujakerne.
Ein Augenschmaus
Um den Vergleich mit anderen Bubble-Tee-Shops zu haben, die den Schwerpunkt nicht auf klassischen Teegenuss setzen, sondern auf beispielweise optische Sinnenfreude oder spektakuläre Kreationen, geht es noch zu zwei anderen Lokalen in Berlin-Mitte, die hervorragende Online-Bewertungen haben.
In An’s Tea House Mitte entscheiden sich meine Kinder, für Bubble Tees der Rubrik „Butterfly Pea Tea Ombre“ mit Popping-Pearls, in den Geschmacksrichtungen Erdbeere und grüner Apfel. Die Farbverläufe innerhalb des Plastikbechers sind traumhaft, ein Regenbogen auf Eis. Die Popping-Pearls selber erscheinen wie die logische Antwort auf die erzieherische Urangst, die Kinder könnten Badeperlen zerbeißen – natürlich lieben sie es dementsprechend.
Ob der Drang, auch noch das Lokal Pao Pao aufzusuchen, den Bubble-Tee-Kreationen oder nicht vielleicht doch eher der pinken Wand mit 45 Winkekatzen geschuldet ist, mag dahingestellt sein. Direkt zwei kommen in die Auswahl: „Yakult-Lemon“ und der verführerisch exotisch klingende „Purple Moon Litchi“, mit Aloe, Litchi-Gelee und Basilikum-Samen. Auf die Frage, was die Teebasis für Yakult-Lemon sei, erwidert der Verkäufer, dass es sich hierbei um Yakult mit Zitronensaft handelt.
Fazit: Die Bandbreite von Bubble Tee ist gewaltig, von klassisch zelebriertem Teegenuss bis hin zu spektakulären Kreationen.
Aber was stört: Auch wenn Strohhalm und Becher teilweise aus Pappe sind, so ist die Menge an zu entsorgendem Material enorm. In diesem Zusammenhang brachte ein Podcast des ARD-Weltspiegels eine interessante Folge über die globalen Herausforderungen von Müll, in erster Linie Kunststoff. In vielen Ländern bedeuten Plastikverpackungen eine Hygiene-Garantie. Ob dies in Deutschland notwendig ist, wo Recycling und Pfandsysteme, wie beispielsweise beim Coffee-to-go, einen hohen Stellenwert haben, könnte diskutiert werden.
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