Alljährlich feiert man in Japan Hanami, wenn die Kirschblüten (Sakuras) sprießen. Auch in Deutschland finden sich ein paar der berühmten Japanischen Kirschen, die zwar keine Früchte tragen, aber trotzdem in Verbindung mit allerlei Köstlichkeiten stehen. Lebensmittelmagazin.de schwelgt in der zartrosa Pracht.
Sakura, Sakura,
in den Feldern und Hügeln und den Dörfern
So weit das Auge reicht.
Wie Nebel, wie Wolken.
Leuchtend in der aufgehenden Sonne,
Sakura, Sakura
Die Blütezeit
Erste Strophe des traditionellen japanischen Volksliedes „Sakura, Sakura“.
Seit dem 8. Jahrhundert gehört Hanami, das Betrachten der Kirschblüte, zum japanischen Kulturgut. Dieser Müßiggang war damals allerdings dem Adel vorbehalten, der Sake trinkend unter den Bäumen Gedichte rezitierte. Sakuras, die Kirschblüten, sind einerseits Symbol für Schönheit und den Frühling. Anderseits verkörpern sie durch die jähe Vergänglichkeit, die durch Kälteeinbruch oder Regenschauer jederzeit droht, den Tod in der Blüte des Lebens.
Picknick unter Bäumen
Heute ist Hanami vor allem ein sozialer Event. Zwischen Ende März auf der südlichen Insel Okinawa bis Ende April auf Hokkaido im Norden Japans warten die Menschen auf die kurze Blütezeit der Kirschbäume. Ob mit Familie und Freunden, im Verein oder mit den Arbeitskolleginnen und -kollegen, trifft man sich unter Bäumen, wahlweise barfuß auf Plastikplanen, die lokal gestellt werden, oder den eigenen Picknickdecken. Die frühere Rezitation der Gedichte ist größtenteils dem gemeinsamen Schlemmen gewichen. Dafür ist die Tradition mit Sake geblieben. Ein japanisches Sprichwort sagt: Hana yori Dango – Klößchen statt Blüten. Man lässt es sich schmecken, mit selbstgemachten Reisbällchen wie Hanami Dango-Spießchen. Das sind süße Reismehlbällchen in rosa, weiß und grün. Auch opulent mit Kirschblüten bedruckte Bentos, die man in Restaurants erwerben kann, dienen dem gemeinsamen Picknick unter den Bäumen. Bentos sind traditionelle Lunchboxen, oft mit mehreren Etagen und in einzelne Fächer unterteilt, um kleine Leckerbissen voneinander getrennt genießen zu können, mit passend rosa gefärbtem Reis, eingelegtem Gemüse oder Chicken Nuggets, die in Japan Karaage heißen und zu allen Festlichkeiten verzehrt werden. Die Speisen sollen in ihrer Farbe und Form das Kirschblütenfest widerspiegeln.
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Sakura-Köstlichkeiten
Farbe und der Duft der Kirschblüten sind während dieser Zeit in Getränken und Süßigkeiten in Japan geradezu omnipräsent: Nicht nur Erfrischungsgetränke wie Bubble Tea erstrahlen in Pink, sondern beispielsweise auch die Kaffeekette Starbucks stellt das Sortiment auf Kirschblüte um und bietet den Sakura Strawberry Latte an. Ähnlich populär sind die rosafarbenen Schokoriegel von KitKat oder Mikadosticks, die dort Pocky heißen.
Aus den Blüten und Blättern der japanischen Kirsche lassen sich allerlei Köstlichkeiten zaubern. Ganz typisch sind beispielsweise Sakura-Mochi, eine mit Bohnenpaste gefüllte rosa Reismehlrolle. Die Besonderheit ist das fermentierte Kirschblatt, in dem die Reismehlrolle eingewickelt ist. Es verleiht dem Mochi ein blumig-mandelig duftendes Bouquet. Die jungen Blätter werden dafür kurz gedämpft und dann in Salzlake bis zur Verwendung geschichtet.
Ebenso traditionell, und besonders hübsch, sind getrocknete Kirschblüten, die in Salz konserviert werden. Zum einen blühen die verschrumpelten Kügelchen im Teeglas für einen Kirchblütentee wieder in voller Pracht auf, zum anderen kann man sie zum Aromatisieren benutzen, etwa bei Sakura-Onigiri, den Reishäppchen in Dreiecksform.
Den in Japan erhältlichen Sakura-Likör, mit schwebender Blüte in der Flasche, kann man auch selber machen. Dafür kocht man einen Teil Sirup aus Wasser und Zucker mit einem Schluck Zitronensaft und lässt dann ein paar Hände voll gesammelter und verlesener Kirschblüten für 20 Minuten darin ziehen. Parallel legt man ein paar Hände voll Kirschblüten für einen Tag in der gleichen Menge Schnaps, also Korn oder Wodka, ein. Beides zusammen gemischt ergibt einen sehr eleganten, pinken Likör, der beispielsweise mit Sekt als Spritz genossen zum eigenen Hanami einlädt.
Fotos: Johannes S. – lebensmittelmagazin.de
Hanami in Deutschland
Japanische Kirschen, Prunus Serrulata, findet man nicht nur im 12.000 Kilometer entfernten Japan, sondern auch hier in Deutschland. Berühmt für ihre Pracht sind beispielsweise die Bäume in Bonn, die ganze Straßenzüge in Blütentunnel verwandeln und alljährlich Heerscharen von Besucherinnen und Besuchern anziehen.
Eine schöne Geschichte haben die Japanischen Kirschen in Berlin. Zur Wiedervereinigung 1990 spendete die japanische Bevölkerung der Stadt 9.000 Bäume, die entlang des Mauerwegs am Dreiländereck zwischen Treptow und Kreuzberg gepflanzt wurden. Bis vor der Corona-Pandemie wurde unter den Kirschblüten in Lichterfelde ein deutsch-japanisches Hanami gefeiert, mit Bratwurst und Bier zu Sake und Süßigkeiten.
Vielleicht lädt die schöne japanische Tradition auch heute die Leserinnen und Leser dazu ein, mit Freunden ein eigenes Hanami zu feiern, ob unter den Kirschbäumen am Landwehrkanal oder im heimischen Garten.
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