Nicht nur Trockenheit macht Pflanzen zu schaffen. Seit Monaten tauchen Berichte über Pflanzenkrankheiten bei Bananen und Oliven auf. lebensmittelmagazin.de hat mit dem Julius-Kühn-Institut und dem Bananenpapst über die Lage gesprochen.
Fast jede Banane in Deutschland stammt aus Mittel- und Südamerika und nahezu fast jede Banane stammt von der Sorte Cavendish. Die Rede ist von rund einer Millionen Tonnen Bananen, die jedes Jahr nach Deutschland importiert werden. Hauptanbaugebiet ist Kolumbien. Genau hier ist vor wenigen Wochen der nationale Notstand ausgerufen worden. Grund dafür ist ein Schlauchpilz, Fusarium. Dieser nistet sich in seiner Ausprägung Tropical Race 4, TR4, im Boden ein, zerstört die Pflanzen und lässt den Boden als nicht mehr anbaufähig für die Cavendish-Banane zurück. Ursprünglich stammt der Pilz aus Südostasien.
„Deutsche“ Banane in Gefahr?
Dr. Andreas Brügger, Geschäftsführer beim Deutschen Fruchthandelsverband, kann nur bedingt beruhigen: „Derzeit ist in Südamerika nur Kolumbien befallen, soweit bekannt. Inwieweit sich der Pilz noch ausbreitet, ist zum derzeitigen Zeitpunkt nicht absehbar und reine Spekulation. So muss zum Beispiel auch in Betracht gezogen werden, dass innerhalb der europäischen Union die Herkunft von Bananen ganz unterschiedlich ist. Frankreich importiert seine Bananen aus den französischen Ländern Guadeloupe und Martinique, während Spanien beispielsweise seine Bananen von den Kanaren bezieht.“
Fast alle Dessertbananen, die weltweit verspeist werden, sind Klone eben dieser Cavendish-Banane, die Mitte des 20. Jahrhunderts aufgrund ihrer Resistenz gegen Tropical Race 1 überall neu angebaut wurde, ähnliche Situation also wie heute.
Wenn uralte Olivenbäume absterben
Ein ganz anderes Virus mit gänzlich anderer Ausprägung ist Xylella. Allein mit 563 Pflanzenarten, die es überfallen kann, scheint der Kampf auf genetischer Ebene schier aussichtslos. Hinzu kommt, dass es durch Insekten wie der Wiesenschaumzikade und von Pflanze zu Pflanze übertragen wird. Xylella fastidiosa mit vier Unterarten besiedelt die Pflanzenleitbahnen, verstopft die Gefäße und unterbricht so die Wasserzufuhr. Ergebnis: Die Pflanzen gehen ein. Inzwischen sind die Hälfte aller Olivenbäume auf dem Salento in Südapulien mit Xylella befallen, rund 25 Millionen Bäume. Die Fläche entspricht fünfmal Berlin.
Eingeschränkte Gegenmaßnahmen
Die Vernichtung der befallenen Bäume sowie der Pflanzen in einem bestimmten Quarantäneradius ist eine der wenigen Möglichkeiten den Erreger zu bekämpfen. Was ebenso nicht außer Acht gelassen werden darf, ist mit Pflanzenschutzmitteln gegen die Krankheit übertragene Insekten vorzugehen. Es wird vermutet, dass der Erreger mit Kaffeepflanzen aus Costa Rica kam. „Noch ist Xylella aber nicht so verbreitet“, sagt Stefanie Hahn vom Julius-Kühn-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. „Abgesehen von Süditalien ist in Frankreich bereits bei zwei isolierten Pflanzen der Erreger nachgewiesen und auch in Deutschland bei einem Oleander im Blumentopf. Die Gefahr, dass der Erreger hierher wandert, besteht durchaus. Sei es über Insekten oder durch den globalen Handel“.
Im Kampf um die Banane
Bei Fusarium TR4 sieht die Diskussion um Gegenmaßnahmen anders aus: Zwar sind die Samen bei den Klonpflanzen der Cavendish-Bananen zurückgebildet, sodass Zuchtmethoden für Resistenzen wegfallen. Allerdings sind Wildbananen gegen TR4 robust. Somit besteht durch Genveränderung für die Wissenschaftler eine Chance, beispielsweise durch Crispr-Technologie, mit der Gene gezielt eingefügt, entfernt oder ausgeschaltet werden könnenHier gibt es jedoch Einschränkungen durch den regulatorischen Rahmen und vorhandene Erkenntnisse: „„Bei der Crispr-Technologie müssen die Forscher vorher bereits die relevante Stelle im Erbgut zur bestimmten Resistenz wissen, im Idealfall auch, wie die Resistenz biologisch funktioniert, ob sie jetzt Substanzen gegen die Erreger bilden, oder anatomische Abwehrmechanismen wie Brennhaare oder Stacheln ausbilden“, so die Biologin Hahn. „Auf diese Weise findet die Erbgutveränderung innerhalb der eigenen Art statt. Im Vergleich zu den vorhergehenden Methoden bietet die Crispr-Technologie eine Reduzierung der Risiken aufs Minimum“.
Alternative Techniken
Gert Kema von der Universität Wageningen ist internationaler Experte für Bananen. Über Tropical Race 4 sagt er: „Ich will die Situation nicht überdramatisieren, es ist noch kein Desaster, aber wir müssen die Situation schon ernst nehmen. Tatsache ist, auf mehreren Farmen in Kolumbien ist Tropical Race 4 ausgebrochen.“ Angesprochen auf Crispr-Technologie reagiert er aber etwas zurückhaltender: „Es kann nicht die finale Lösung für TR4 sein. Wir haben mit Crispr-Technologie ein sehr starkes Instrument bei der Hand, auf der anderen Seite müssen wir aber auch genau wissen und verstehen, welche Genabschnitte da ausgetauscht werden.“ Sein Kollege James Dale aus Queensland habe bereits 2016 eine Banane zur TR4-Resistenz gentechnisch verändert. Zusammen mit Chiquita und zwei anderen Firmen hat er zudem ein Unternehmen gegründet, in dem mit klassischer Zucht gegen Tropical Race 4 gearbeitet wird. „Klassisch, aber nicht altmodisch! Ziel im Kampf muss die Diversifizierung der Bananen sein. Das Problem liegt in der Tatsache, dass bislang alle Bananen weltweit Klone der Cavendish-Banane sind.“
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Eine letzte Frage bleibt noch, was passiert wenn aus Kolumbien aber auch aus anderen betroffenen Gebieten Bananen mit dem Fusarium-Pilz nach Deutschland importiert werden? „Dazu gibt es keine bisherigen Erkenntnisse,“ sagt der Bananen-Papst, „wir können es nicht ausschließen, aber bislang gibt es keinen Nachweis dafür, dass der Erreger mit den Früchten übertragen wird.“
Xylella fastidiosa ist ein Bakterium, kein Virus.